Corporate Design und Illustrationen für die Ottakringer Konditorei Putz.
Die Konditorei Putz steht vor einem Eigentümerwechsel und soll weiter bestehen. Die neue Eigentümerin bestellt ein Corporate Design und eine Webseite. Es soll traditionell und doch aktuell wirken
Hier gehts zum kompletten Corporate Design für die Konditorei Putz Ottakring




Bevor die Konditorei endgültig zusperrt, verfasse ich für die Schreibwerkstatt Ottakring eine Reportage über das Ehepaar Putz, beide an die 80 und seit 50 Jahren fast täglich im Laden.
Hier der Text:


Das süße Ende der Konditorei Putz am Brunnenmarkt.
Reportage über die letzten Österreicher am Brunnenmarkt.
Um die Traditionskonditorei Putz mit ihren klassischen Wiener Mehlspeisen, Torten und dem kleinen Kafeehaus direkt am Brunnenmarkt ist es im Laufe der Jahre trotz Markttrubels einsam geworden. Das Brunnenbeisl nebenan hat vor Jahren zugesperrt und ist jetzt ein türkisches Restaurant, das Kaufhaus Osei wurde abgerissen und ein Wohnhaus mit teuren Eigentumswohnungen stattdessen gebaut. Am ganzen Brunnenmarkt sind von über 160 Ständen nur noch sieben österreichisch geführt, darunter ein Würstelstand und die Trafiken. Und die Konditorei Putz.

Erika Putz (78) steht mit ordentlicher Schürze und flottem Kurzhaarschnitt im Laden wie vor fünfzig Jahren und verkauft die traditionellen Torten und Kuchen, die ihr Mann Richard (80) in der Backstube fertigt: Punschtorte, Sachertorte, Nußpariser-, Trüffel- oder Wiener Torte, Punschkrapfen, Apfelstrudel, Kardinalschnitten. Es duftet nach Kaffee, die Kaffeemühle rasselt, Geschirr klappert. Ein Polizist der nahen Polizeistation im Dichterhof bestellt einen Verlängerten und scherzt mit der ehemaligen Standlerin, deren Lieblingsplatz das Kaffeehaus inzwischen ist. Nahe bei ihrem ehemaligen Stand, den sie vor Jahren an türkische Geschäftsleute verkaufte.
Es sind nur wenige frische Mehlspeisen in den Vitrinen ausgelegt, das meiste sind unverkäufliche Ausstellungsstücke. Drumherum wechselnde Dekoration, aktuell tauscht man die Weihnachtssterne gegen Faschings-Luftschlangen aus.
Hier können spezielle Torten bestellt werden für festliche Anlässe: Jubiläen, Hochzeiten, Kindergeburtstage. Ganz auf die Schnelle dekoriert Herr Putz auch eine Mini-Sachertorte mit einem Schriftzug, ideal für vergessliche Ehemänner und -frauen.
Audio Herr Putz: Ich habe alle Rezepte im Kopf.
Wir wollten etwas Eigenes.
Die Konditorei lief meistens gut. Das lag nicht nur an den Torten und Kuchen, das lag auch am konsequent freundlich-hantigen Wesen der Frau Putz. Gegenüber vom Kaufhaus Osei kamen in der Mittagspause die Verkäuferinnen oder der Chef, wenn er mit den Vertretern Geschäftsabschlüsse getätigt hat. „Wir hatten in unseren besten Zeiten 15 Angestellte, allein drei Serviererinnen.“ erinnert sich Frau Putz.
Audio Frau Putz: Vor 30 Jahren fing es an, sich zu verändern.
Zwischen Kebabladen und türkischem Hochzeitsgeschäft
Inzwischen gibt es am Brunnemarkt viele günstige Alternativen für den kleinen Mittagshunger: Döner und Falafel, Pizzen im Strassenverkauf, Asia-Nudeln, ein Würstelstand mit Käsekrainer und Hotdog. Weiter oben am Yppenmarkt sprießen vegane Lokale im Vintagelook, Bistros mit frischem Salatangebot und ein Fischrestaurant. Drei türkische Bäckereien mit frischem Baklava, Plätzchen und Weißbrot gibt es inzwischen auch. Das Publikum unter der Woche ist gemischt. Türkische Hausfrauen in Trüppchen mit kunterbunt angezogenen Kleinkindern und Einkaufstrolley, Pensionisten auf dem Weg zum Arzt, Schwarzafrikanerinnen mit Kleinkindern im Rückentuch, Studenten mit Rastazöpfen und Fahrrad, an der Kreuzung zur Grundsteingasse sitzen alte Männer und plaudern miteinander in osteuropäischem Idiom. An den Wochenenden kommen junge Familien, Bobos der Nachbarschaft und aus dem feinen 8. Bezirk, und auch ein paar Touristen dazu. Die meisten sind auf dem Weg zum Bauernmarkt am Yppenplatz. An der Konditorei Putz geht man schnell vorbei, auch weil in heutigen gesunden Zeiten ein Stück Torte als Sünde gilt, nicht nur für die Hüften.
Der Brunnenmarkt in Ottakring soll der längste Straßenmarkt Europas sein, er zählt über 160 Stände. Mit wöchentlich 59.000 Besucherinnen und Besuchern von allen 18 Wiener Märkten hat er die höchste Frequenz, noch vor dem Naschmarkt. Den Brunnenmarkt gibt es seit dem Biedermeier, nach anderen Quellen seit 1786.
Seit der Jahrtausendwende ist der Brunnenmarkt ein Multi-Kulti-Markt, mit dem Flair eines Basars oder Souks. Österreichische Händler gibt es kaum noch, sobald ein Geschäft schließt, zieht sofort ein neuer Kebabladen oder ein türkisches Hochzeitsgeschäft ein. Am nahen Yppenmarkt entstehen seit den 2010er Jahren immer mehr Szene-Lokale, die Ottakringer Brauerei hat sogar ein Craft-Beer-Restaurant etabliert.

Heute trinken ihren Kaffee im Putz neben den Pensionisten und Alteingesessenen auch jüngere Leute, die in die renovierten Dachwohnungen in Grundsteingasse oder Yppenmarkt nebenan gezogen sind. Manchmal auch türkische Geschäftsleute, wenn niemand verstehen soll, was beredet wird.
Die meisten Besucher kommen an den Samstagen, wo am Brunnenmarkt viel los ist. Das Cafe mit seinen Stühlen draussen und den kleinen Mittagsspeisen ist dann eine willkommene Oase im Markttrubel. Und inmitten der Exotik des Marktes inzwischen selbst ein Exot.
„Wir sind beide schon lang im Pensionsalter und stehen immer noch im Geschäft.“ Frau Putz schaut über ihre Brille und lächelt. „Vor 25 Jahren haben wir das Geschäft unserem Sohn übergeben. Wir beziehen unsere Pension und helfen halt mit.“
Gerhard Putz, 54, ist auch Zuckerbäcker und zuständig für die speziellen Tortenkraetionen für Jubiläen und Geburtstag. Aus gesundheitlichen Gründen kann er immer weniger in seinem Beruf arbeiten.
„Seit drei Jahren versuchen wir, das Lokal zu verkaufen. Der Sohn geht jetzt auch in Pension, dann hätte keiner mehr eine Konzession gehabt. Wir mussten verkaufen.“ so Richard Putz.
Die Chefin schaut mit strengem Blick einem Trüppchen japanischer Touristen zu, die im Laden stehen, fotografieren und nichts kaufen.
„Als ich das Schild ins Schaufenster gehängt hatte, stand jede Woche ein neuer Interessent im Laden. Die sollen mir gehen, der zwanzigsten Kebabstand wird hier nicht aufgemacht“ sagt Frau Putz.
„Was würde ich mir wünschen für die Konditorei? Sie soll weiter bestehen, auch ohne uns. Mein Mann und ich haben immer gesagt, wir halten durch bis 100, wie die Hawelkas.“
