Expeditionszeichnen in der Arktis.

Der Klimawandel betrifft uns alle. Seit einiger Zeit werden wissenschaftliche Ergebnisse aber als Fake-News diffamiert und die Förderung der Forschung in manchen Teilen der Welt erschwert. Um den interessierten Laien zu informieren und Einblick in wissenschaftliches Arbeiten zu bieten, hat man 2017 in der Uni Leipzig und dem Alfred Wegener Institut Potsdam beschlossen, mich zum Expeditionszeichnen auf eine Forschungsreise in die Arktis mit zu nehmen. Es sind außer den Zeichnungen auch Videos, Audios und Texte vor Ort im Arktis-Zeichenblog entstanden. Wieder zuhause, gestalteten wir eine Ausstellung und ein Buch mit den Interviews, Illustrationen und Pastellzeichnungen.

Hier gehts zum Arktis-Zeichenblog.

Die erste Frage ist jedesmal: Wie machst Du das? Ist es nicht kalt?
Ja, es ist kalt und wie Expeditionszeichnen geht, zeigt dieses Video:

Im Sommer 2017 war ich knapp vier Wochen auf der Inselgruppe Spitzbergen im Nordpolarmeer, meist in Longyearbyen, dem Hauptort. Eine Woche lang durfte ich sogar das Wissenschaftlerdorf NyÅlesund besuchen, dass für „normale“ Touristen nicht buchbar ist.

Brutstatte der Dreizehenmöve auf Spitzbergen (c)kheymach Expeditionszeichnen 2017
Brutstatte der Dreizehenmöve auf Spitzbergen (c)kheymach Expeditionszeichnen 2017

Hier begleitete ich den jungen Wissenschaftler Sandro Dahlke bei seiner täglichen Arbeit. Auch für mich eine Herausforderung, da in der permanenten Sonne des Polartages die gefühlten Zeiten etwas durcheinander geraten.

Was denkt so ein Klimaforscher.

In den vier Juni-Wochen 2017 führte ich mehr als zwanzig Interviews mit Wissenschaftlern aus Leipzig, Potsdam, Bremerhaven und Köln. Sie alle nahmen mich herzlich in ihr Team auf, sprachen über ihre Gedanken und Erlebnisse und vertrauten mir auch ihre Gefühle an, denn einfach ist das Arbeiten in dieser extremen Gegend nicht.
Hier spricht Christoph Lüpkes, Meteorologe und Teamleiter über den Klimawandel.

Dr. Christoph Lüpkes, Meteorologe, Atmoshärenphysiker AWI Bremerhaven (c)kheymach Expeditionszeichnen
Dr. Christoph Lüpkes, Meteorologe, Atmoshärenphysiker AWI Bremerhaven (c)kheymach Expeditionszeichnen

Polar 5 und 6, die zwei Forschungs-Flugzeuge des Alfred Wegener Instituts sammeln Daten in den Wolken. Die Zusammenarbeit zwischen Piloten, Wissenschaftlern und Ingenieuren muß reibungslos funktionieren, damit brauchbares Material aufgenommen werden kann. Trotz der Anspannung sind die Flüge über dem Polarmeer jedes mal auch ein optisches Erlebnis.
Der Klimaforscher und stellvertretende Leiter des Projekts Andre Ehrlich hat am Bauch des Fliegers eine Kamera montiert, die alle 5 Minuten ein Bild von unglaublicher Schönheit aufnimmt.

Das Eisbärproblem.

Bei jedem Flug über das Eis fliegt, neben Zelt, Schlafsack, Notproviant auch ein Gewehr mit. Bei einer Notlandung könnte ein hungriger Eisbär der Besatzung gefährlich werden. Eisbären gibt es in Spitzbergen mehr als Einwohner (3000 zu 2000) deshalb ist Bewaffnung außerhalb der Ortschaften vorgeschrieben.
Trotzdem kommt manchmal ein Bär ins Dorf, wie hier im Juli 2011 in Ny Alesund.

Ein wichtiger Teil der Forschung wurde auf dem Forschungsschiff „Polarstern“ gemacht. Das speziell ausgerüstete Schiff, Eigner ist die Bundesrepublik Deutschland, machte für vier Wochen an einer Eisscholle im Polarmeer fest. Auf dem Eis wurden Forschungsgeräte und Sonden aufgebaut und gemeinsam mit den Flugzeugen und der Bodenstation in Ny Alesund meteorologische und physikalische Messungen koordiniert.
Auf der Zeichnung sieht man, was selten Realität war: Polarstern, Sonden, Meteo-Ballon und Polarflieger auf einem Bild.

Flieger und Polarstern im Eis (c)kheymach Expeditionszeichnen 2017
Flieger und Polarstern im Eis (c)kheymach Expeditionszeichnen 2017

Mit ca. 50 Wissenschaftlern an Bord und noch einmal so vielen Besatzungsmitgliedern war das Schiff mehr als gut ausgelastet. Da war leider kein Platz mehr zum Expeditionszeichnen. Aber einen Nachmittag lang durfte ich auf dem Schiff herumstromern und mir alles erklären lassen. Hier ein paar Bilder vom Schlauchboot aus.

Polarstern in Longyearbyen (c)kheymach Expeditionszeichnen 2017
Forschungsschiff Polarstern in Longyearbyen (c)kheymach Expeditionszeichnen 2017

Während meines Aufenthaltes brach der kurze Frühling über das Land herein, der Schnee schmolz und es wurde wärmer. Das heißt: statt Minusgraden im Juni stieg das Thermometer am Mittsommertag auf sieben Grad. Eigentlich normal, sagt man mir. Die Klima-Erwärmung findet hier vorwiegend im Winter statt.
Das Forschungsprojekt AC3 (Arctic Amplification, Arktische Verstärkung – das Thema der Forschungen) geht über 4 Jahre mit der Aussicht auf insgesamt 12. Es ist vernetzt mit weiteren, von der Bundesrepublik Deutschland und international geförderten Klimaforschungs-Projekten.
Aus meinen Aufzeichnungen ist in Zusammenarbeit mit dem Verlag Lammerhuber/Baden ein Buch entstanden.

Das ganze Buch in 9 Sekunden.

Hier kann man es bestellen.

Die Originale sind gerahmt und ausgestellt worden: in Potsdam, Leipzig, Berlin und Köln.

Hier kann man sie anschauen.

Eiderente auf Spitzbergen (c)kheymach Expeditionszeichnen 2017
Eiderente auf Spitzbergen (c)kheymach Expeditionszeichnen 2017